Ob und wie Martin Luther seine Thesen an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg genagelt hat oder auch nicht, ist unerheblich. Erheblich ist der performative Akt, der in den Köpfen der Menschen das spröde Wort – sei es noch so brisant – erst lebendig macht.
Die Ikone des (bestenfalls wütend) Nagelnden tritt zunächst vor die Inhalte, deren Zorn erst durch das Bild endgültig auszubrechen scheint.
Dieser Akt, sei er historisch verbürgt oder einfach nur geschickt lanciert, wird nun ins Wort zurückgeführt: aus 95 einzelnen und punktuellen musikalisch-künstlerischen Aktionen entstehen 95 einzelne Buchstaben, die im finalen Moment gemeinsam eine neue und aktuelle These ergeben.
Ab dem 27. Oktober um 13.00 h werden im Stundentakt an 95 verschiedenen Orten in Europa nacheinander kleine Luther-playmobil-Figuren in Buchstabenformen live eingeschmolzen. Die Schmelzzeit bestimmt die Dauer der Aufführung, der Ortsname den Buchstaben und dessen Platz in der These. Mit den Interventionen bewegen sich die Künstler sternförmig auf die Lutherkirche in der Kölner Südstadt zu, wo sich am 31. Oktober um 11.00 h alle Buchstaben zu einer These, einem Statement, einer Aussage zusammenfügen, die sich im fortlaufenden Rund immer weiterlesen lässt.
Ankündigungstext: Rochus Aust
Ablaufplan
12.00 Uhr Chlodwigplatz
- Eröffnung von Reformation II mit Lk95h (Rochus Aust)
- „Prozession“ mit Klanginszenierung aller Weltreligionen über die Merowingerstraße.
12.30 Uhr im Atrium der Lutherkirche:
Künstlerische Intervention mit 95 Buchstaben, den Anfangsbuchstaben europäischer Städte, in denen seit dem 27.10.2017 stündlich Luther-playmobil-Figuren auf Kochplatten ins Fließen gebracht wurden und Ausrufung von Reformation II.
Eine kämpferische herausfordernde klare Ansage an unsere Zeit mit drei grundsätzlichen neuen Thesen von Hans Mörtter.