Wenn etwas zum dritten Mal stattfindet, gilt es in Köln als Tradition. Waren wir beim ersten Mal im Jahr 2015 noch alle sehr aufgeregt und auch ein wenig unsicher, ist es mittlerweile so, als ob sich alte Freunde und Freundinnen wieder sehen.
Nachtrag:
Am 19. Februar 2024 verstarb Rabeya Müller. Mit ihr verlieren wir eine mutige Verbündete, die wir sehr vermissen werden.
Es fühlt sich so an, als wäre gerade ein Wimpernschlag vergangen, und nun ist es also Kölner Tradition, weil Imamin Rabeya Müller von der Liberalen Muslimischen Gemeinde Rheinland, heute LMD, Liberale Muslime Deutschland, und Pfarrer Hans Mörtter zum dritten Mal „miteinander vor Gott“ getreten sind.
Der islamische Gebetsruf Azan wurde von Faizal, einem Imam aus Mauritius, vorgetragen. – Das Votum im Namen Gottes von Pfarrer Hans Mörtter begleitet von unserem Kantor Thomas Frerichs am Klavier. Die verwendeten Texte waren folgende (teilweise nur als Auszug):
Sure 2:186
„Und wenn dich Meine Diener über Mich befragen, so bin Ich nahe; Ich höre den Ruf des Rufenden, wenn er Mich ruft. Deshalb sollen sie auf Mich hören und an Mich glauben. Vielleicht werden sie den rechten Weg einschlagen.“
Sure 112
Sprich: „Er ist Gott, ein Einziger (112:1) Gott, der Absolute, (112:2). Er zeugt nicht und ist nicht gezeugt worden, (112:3) und nichts ist Ihm ebenbürtig (112:4)."
Sura Al-Fatiha (Die Eröffnende)
"Im Namen Gottes, des Allerbarmers, des Barmherzigen, (1)
alles Lob gebührt Gott, dem Herrn der Welten (2)
dem Allerbarmer, dem Barmherzigen (3),
dem Herrscher am Tage des Gerichts. (4)
Dir (allein) dienen wir, und Dich (allein) bitten wir um Hilfe. (5)
Führe uns den geraden Weg (6),
den Weg derer, denen Du Gnade erwiesen hast, nicht (den Weg) derer,
die (Deinen) Zorn erregt haben, und nicht (den Weg) der Irregehenden. (7)
Amen"
Psalm 24, 1 – 6
„… Wer unschuldige Hände hat
und reinen Herzens ist,
wer nicht bedacht ist auf Lug und Trug
und nicht falsche Eide schwört:
Der wird den Segen vom Herrn empfangen
und Gerechtigkeit von dem Gott seines Heiles“
Lesung Lukas 6, 27 – 40
„Euch, die ihr mir zuhört, sage ich: Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch hassen…“
Frieden und Versöhnung
„Der Krieg zeigt sein hässliches Gesicht.
Überall die Bilder von zerfetzten Körpern,
von misshandelten Menschen,
von stumpf gewordenen, leidvollen Gesichtern –
Das kann nicht die Welt sein, wie Du sie gemeint hast!…“
(Aus: Bauschka/Homolka/Müller: Gemeinsam vor Gott, Gebete aus Judentum, Christentum und Islam, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh, 2. Auflage 2006)
Vorgetragen von Imamin Rabeya Müller
Predigtgespräch
Im Zentrum des Dialogs zwischen Imamin Rabeya Müller und Pfarrer Hans Mörtter stand die Gerechtigkeit. Sie stellten die Frage, welche Gottesbilder wir haben und Pfarrer Hans Mörtter begrüßte alle Menschen egal welchen Glaubens und alle „Suchenden“. Rabeya Müller hob hervor, dass uns allen der Ruf nach Gerechtigkeit gemeinsam ist. Gerechtigkeit ist Ehrerbietung gegenüber Gott, und ein Wert, den es zu verteidigen lohnt. Sie übersetzte den Begriff Dschihad, der „Anstrengung“ bedeutet, und nicht „heiliger Krieg“, wie oft behauptet. wird. Im Islam wird diese Anstrengung angestrebt, um der Forderung nach Wahrheit und Gerechtigkeit nachzukommen. „Gott ist anstrengend„, erklärte die Imamin. Der Islam ist für sie keine stagnierende Religion. Wenn er ernst genommen wird, reformiert er sich aus sich selbst heraus. „Auch der christliche Glaube entwickelt sich durch die Aktivitäten der Gemeinden weiter“, sagte Pfarrer Hans Mörtter auch im Hinblick auf das 500jährige Jubiläum der Reformation. Das gelingt aber nur Seite an Seite mit anderen, auch mit Muslimen. „Ohne das Miteinander geht nichts“, erklärte Mörtter. Dann erzählte der Pfarrer noch eine kleine Anekdote aus dem Jahr 2016. Die Gemeinde der Liberalen Muslime Deutschland hat ihr Büro in den Räumlichkeiten der Lutherkirche. Am Tag der Offenen Moschee 2016 musste die Lutherkirche als „Moschee“ herhalten. So war der Hausherr der Lutherkirche an diesem Tag zu Gast in seiner Kirche.
Zum Schluss luden die Muslime und Musliminnen wieder zum Brunch ein, bei dem alle Generationen und Menschen unterschiedlicher Herkunft regen Austausch übten.